FAQs zum Neuen Triadischen Denken® (NTD)



Übersicht über die 'Häufigen Fragen'/FAQs
ntdfaqs, id1398, letzte Änderung: 2021-09-22 19:06:28
Gibt es historische Vorläufer?

Triadisches Denken scheint es in mehr oder minder starken Ausprägung in allen Kulturen rund um den Globus und zu allen Zeiten gegeben zu haben. Wir finden Triskelen (keltisch:Kreislauf des Lebens: Werden, Sein, Vergehen) und vergleichbare Symbole seit der Steinzeit.

Die alten Reiche in Indien und China entwickelten komplexe triadische Denkfiguren und nutzten sie zur Programmierung der gesellschaftlichen Praxis.

• Trimurti (Sanskrit) : Brahma (Schöpfer), Wishnu (Erhalter) und Shiwa (Zerstörer)
• Traibhumikatha/Traiphum Phra Ruang (siamesisch): Drei Welten des Kosmos: Himmel, Erde, Hölle
• Tipitaka (Pali) 'Dreikorb' des Theravāda Buddhismus: Vinaya-Pitaka oder die Sammlung der Ordenszucht, Sutta-Pitaka oder die Sammlung der Lehrreden, Abhidhamma-Pitaka oder die Philosophische Sammlung.

Der Urgrund des Neuen Triadischen Denkens (NTD) ist der christliche Glaube an den dreifaltigen Gott (Trinität). Gott erscheint seit dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) allen Christen als das emergente Produkt der Interaktion dreier Faktoren: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Es ist keine triadische Lehre bekannt, die ähnlich ausführlich diskutiert normiert und auch im gesellschaftlichen Leben so solide institutionalisiert wurde wie das christliche Glaubensbekenntnis.
Der Glaube an diese beispiellose Denkfigur hat das Abendland bis heute - in ständiger Auseinandersetzung mit monomanischen und dualistischen Grundannahmen - geprägt.

Dreiheiten haben in Europa aber auch Eingang in die alltägliche Praxis der Menschen gefunden. Unser Verhalten im Alltag folgt in erstaunlichem Umfang triadischen Grundannahmen, Rezepten und Bewertungen.
Triaden im Alltag: Alle guten Dinge sind drei!
- Familie (Dreiecksbeziehung): Vater, Mutter, Kind
- Mensch: Körper - Geist - Seele
- Zeit: Gestern - Heute - Morgen bzw.
Vergangenheit-Gegenwart- Zukunft
- Starten: Auf die Plätze - Fertig - Los! und deren Technisierung
- Ampel: Rot - Gelb - Grün

ntdfaqs, id1399, letzte Änderung: 2023-01-18 09:28:08
Was ist die kulturhistorische Bedeutung des christlichen triadischen Denkens?
Das Bemühen um eine triadische Axiomatik leistete vom 4. bis zum 5. JH Hebammendienste bei der kulturellen und geistigen Geburt Europas.

Gott erscheint seit dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) allen Christen als das emergente Produkt der Interaktion dreier Faktoren: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Nach 380 (Dreikaiseredikt) und dem 1. Konzil von Konstantinopel (381) gelten als Christen nur diejenigen, die 'an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und Heiligen Dreifaltigkeit' glauben.
Und dieses Glaubens- und Denkmodell wird auf viele Bereiche der Gesellschaft und auf den Menschen selbst in mannigfaltigen Formen übertragen. Wir finden es in der segmentäre Gliederungen (Bauer, Bürger, Edelmann o.ä.) der Gesellschaft im Mittelalter ebenso wieder wie in der Trennung von Person, Profession und Rolle als Kern neuzeitlicher Institutionen /Bürokratie. Es synthetisiert die europäischen Kulturen bspw. durch die Wertetriade (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit), die triadische Teilung politischer Gewalt (Exekutive, Judikative, Legislative) oder die Vorstellung von ökonomischen Prozessen (Produktion, Distribution, Konsumption). Auf der dreifaltigen Denkfigur beruhen wesentlichen Errungenschaften der europäischen Kultur.

Die Trinität ist ein Grundgesetzartikel des Abendlandes und ein Exportschlager in alle Industrienationen. Es ist ein Glaube, eine Axiomatik, der viele Richtungen, Schulen und Programme hervorbringt.

ntdfaqs, id1400, letzte Änderung: 2021-09-22 17:41:52
Was ist der Unterschied zwischen dem alten und dem Neuen Triadischen Denken?

Das NTD ist u.a. das Ergebnis der Reflexion der Prinzipien, die dem älteren triadischen Denken - welches sich allzuoft des triadischen Charakters gar nicht bewußt war - zugrunde liegen. Es liefert klare Definition der Architektur der Triaden sowie Programme ihrer Erzeugung und Anwendung.
Das Neue Triadische Denken braucht sich - im Gegensatz zu seinen älteren Vorläufern - weder mit einem einzigen Modell (Heilige Dreifaltigkeit) noch mit einer bloßen Addition von mehreren Modellen zu begnügen.

Die Modellorientierung des alten triadischen Denkens

Das ältere triadische Denken zeichnet sich dadurch aus, daß nur eine einzelne Triade für einen größeren Erfahrungs- und Anwendungsbereich genutzt wurde. Es ist monolithisch. Meist erhob es einen ideologischen oder ontologischen Absolutheitsanspruch. Dominant ist eine einzige axiomatische Basistriade, Ziel das normierte Klassifizieren der Phänomene und die soziale Gleichschaltung von Handeln und Erleben. Dies trifft auf die religiösen Triaden im Buddhismus (Tripitaka), den dreigesichtigen Gott der Hindus (Brahma, Wischnu, Shiva), das trinitarische Glaubensbekenntnis der Christen, die Dreiheit von Himmel(szeit), Erde und Mensch(heit) – die “drei Mächte” (san cai 三才) - im uralten chinesischen 'Buch der Wandlungen', die ayurvedische Gesundheitslehre u.v.a.m. in vielen Kulturen seit langem zu.
Dieser Ansatz entfaltet noch immer seine Stärken, wenn es darum geht, den Objektbereich von wissenschaftlichen Disziplinen oder Professionen durch die Vorgabe von Basistriaden bzw. von Triadentrias zu stabilisieren. Beispielhaft sind hier das Freudsche Modell des psychischen Apparats für die Psychoanalyse, das Sprachmodell von Ferdinand de Saussure für die Linguistik oder das Zeichenmodell von Charles S. Peirce für die Semiotik. Diese Triaden gelten - teilweise mit Modifikationen - auch für das NTD.
Die Kulturgeschichte hat eine große Vielfalt an elementaren Triaden hervorgebracht. Das Neue Triadische Denken bedient sich ihrer und stellt weitere Basistriaden zur Verfügung. Es ist grundsätzlich pluralistisch angelegt. Deshalb kann es ältere Triaden gut integrieren, allerdings klärt und begrenzt es deren Geltungsansprüche.
!!"Es ist nicht das generelle Ziel des Neuen Triadischen Denkens, normativ ein notwendigerweise begrenztes Set von Triaden zu erzeugen und festzuschreiben. Sinnvoll ist es allerdings, zur Stabilisierung von Forschungs-, Beratungs- oder anderen praktischen Perspektiven eine gewisse zeitlang mit immer den gleichen Triaden zu arbeiten. Dies dürfte es auch den Kommunikations- und Medienwissenschaften erleichtern, zu intersubjektiv überprüfbaren und falsifizierbaren Ergebnissen zu gelangen." Giesecke, Entdeckung der kommunikativen Welt,2007, S. 2 77

Programmorientierung und empirische Fundierung des NTD

Das Neue Triadische Denken stellt nicht nur fertige Triaden bzw. Triadentrias - also Modelle - sondern ebenso Programme die Methoden beschreiben, zur Verfügung. Modelle und Programme sind das Ergebnis der Reflexion von Daten triadischer Praxis, vor allem triadischer Modellbildung. Es zeigt, wie triadisches Wahrnehmen, Denken und Handeln funktioniert. Es ordnet also das Denken in die menschliche und kulturelle Praxis ein, allerdings fokussiert dieses Buch das Denken. Vor allem beschreibt es die Prinzipien der Konstruktion von Triaden. Damit eröffnet es den Nutzern die Möglichkeit, selbständig, auch für sehr konkrete Fälle, Triaden zu entwickeln. Es geht nicht um allgemeine Geltung sondern, wie es heute gern heißt, um maßgeschneiderte Lösungen für die individuelle - oder auch klar begrenzte kollektive - Praxis. Diese verlangen allerdings, daß die Praktiker selbst Hand anlegen, selbst schneidern. Andererseits, wenn die konfektionierten Triaden passen, sollte man sie nutzen.
Das Neue Triadische Denken (NTD) unterscheidet sich von seinen älteren Vorläufern dadurch, daß es nicht nur ein - begrenztes - Set von tools in Form von Triaden sondern ein klares Programm zur selbständigen Konstruktion von Triaden zur Verfügung stellt.
Es ist dynamisch, pragmatisch und flexibel - und es kann dies sein, weil es ein Programm zur Selbsthilfe anbietet - und weil es das Denken nicht aus dem Zusammenhang der menschlichen Praxis herausreißt.

Praxis als Grundeinheit des NTD

Wichtiger als das einzelne Modell ist das Prinzip, die menschliche und kulturelle Praxis als triadischen Prozeß zu begreifen. Wie dies geschieht, wird in den nächsten Kapiteln ausgeführt
Das Projekt auf diesen Webseiten beschreibt ein Handwerk, die triadische Praxis, die Werkstatt mit den Werkzeuge, die für erfolgreiches Werken erforderlich sind und schließlich öffnet es auch den Laden, in dem Triaden, die sich in der Kulturgeschichte bewährt haben und neue Basistriaden und Triadentrias ausgestellt sind. Das alte triadische Denken hat kein Modell menschlicher, sozialer und kultureller Praxis, jedenfalls kein ausformuliertes. Es mag die Triade der Praktiken gelegentlich nutzen, aber die Modellierung und Gestaltung der Praxis als emergentes Produkt von Wahrnehmen Denken und Handeln ist ihm fremd geblieben. Damit kann es auch keine konsequente Unterscheidung der drei Räume der Praktiken vornehmen, was obligatorisch für jedes NTD ist.
Das alte triadische Denken neigte zu einer Isolierung der Triaden aus der Praxis und förderte dadurch ihre Ontologisierung. Die Frage, für welche Praxisarten die jeweiligen Triaden Geltung beanspruchen können, wurde selten beantwortet. Dies ist die Folge der Isolierung des Denkens aus der Praxis.

Metamodelle, -programme und Axiome

Das NTD besitzt nicht nur Modelle über die Dinge sondern kann diese auch in eine Welt mit zeitlichen und räumlichen Parametern einordnen. Diese Annahmen über die Welt haben den Status von Metamodellen, von Axiomen und anderen Grundannahmen. Sie wirken als abstrakte Vergleichsmaßstäbe als Werte und Letztbegründungen. Während im alten triadischen Denken die Triaden schon als Letztbegründungen dienten, zieht das NTD eine zusätzliche Abstraktionsstufe ein. Hier, wie auch bei den Triaden selbst, hat es das NTD mit Räumen und Architekturen zu tun. Die üblichen Trias beschreiben demgegenüber nur flache Strukturen. Ihnen fehlt eine 3. Dimension.
Innovativ ist in jedem Fall die Einführung von Triadentrias.®
Sie erweitern die Basistriaden, um größere Komplexität in einem einheitlichen Modell zu erfassen. Dazu werden die Faktoren der einfachen, zuerst gesetzten Triade ebenfalls als das Produkt von Triaden aufgefaßt. Damit können wir weitere Einflußgrößen berücksichtigen. Die vollständige Triadentrias ist demnach aus vier Triaden zusammengesetzt. Die Anzahl der Faktoren, die zur Erklärung der jeweiligen Phänomene herangezogen wird, bleibt auch bei diesem Vorgehen begrenzt und ihre Typik benannt.

Epistemologie

Das NTD verlangt die Reflexion der triadischen Praxis als triadischen Prozeß., und zwar genauer: die triadische Reflexion der triadischen Praxis. Es zeichnet sich durch Selbstreflexion, die Anwendung des triadischen Prinzips auf das Handeln, Wahrnehmen und Denken aus. Man könnte die meisten Formen des älteren triadische Denken in ihrer Produktorientierung als strukturalistisch bezeichnen. Es reflektierte sich jedenfalls nicht explizit selbst als Denkprozeß, es ist selten systematisch selbstreferentiell ausgebaut.
Eine entscheidende Innovation neuerer triadischer Konzepte ist, daß sie das triadische Denkmodell auf das triadische Denken selbstreferentiell anwenden. Es klärt die Programme triadischen Denkens mit triadischen Modellen und Methoden.
Wichtige Metamodelle sind die Standardsystemtriade und das Metamodell von Basistriade und Triadentrias. Die planmäßige Verknüpfung von Triaden zu Triadentrias sucht man bei den Vorläufern des NTD vergeblich. Es bleibt bei vereinzelten Versuchen. Das NTD besiedelt die Denkräume mit einem Netz von Triaden - und anderen Modellen und Daten.

ntdfaqs, id142, letzte Änderung: 2021-10-25 17:32:44
Welche Formen des Denkens unterscheidet das NTD?

Es gibt viele Parameter, nach denen die Programme unseres Denkens unterschieden werden können. Übliche Unterscheidungen nach ganz unterschiedlichen Vergleichskriterien gibt die Abbildung wieder.

Formen des Denkens (Cluster)
Alles Denken setzt Objekte (Daten, Begriffe, Modelle u.a.) untereinander in Beziehung. Nach der Anzahl der Relata (Objekte) kann dichotomes, trichotomes, tetrarchisch und weitere Formen polytomen Denken unterschieden werden. Dieses Klassifikationsschema hat historische Wurzeln und es wurde zur Identifizierung des dreifaltigen Denkens immer schon benutzt.
Ein anderer Vergleichsparameter sind die Beziehungs- bzw. Bewegungsformen, die die verschiedenen Denkformen prämieren. Mindestens können lineare, zirkuläre und parallele Denkprogramme auseinandergehalten werden. Wichtiges Unterscheidungskriterium ist weiterhin die angestrebte Geltung der Aussagen. Hier liegt die Spannweite zwischen möglichst universeller Geltung (immer, überall) und fallbezogenen Aussagen zu Individuen. Dazwischen finden sich vielfältige Abstufungen der Ansprüche.
Jedes Denken zergliedert die Phänomene, teilt sie in Faktoren. Man kann es in Typen einteilen, indem man die Anzahl der Faktoren zum Maßstab nimmt, die bei dieser Zergliederung angestrebt werden. Zweitens kann man sie nach den Beziehungen unterscheiden, die zwischen den Faktoren der Denkfigur angenommen werden.
Auch was die Abgrenzung des Neuen Triadischen Denkens (NTD) zu anderen Typen des Denkens angeht, durch die seine Besonderheiten erst klar werden, muß eine Auswahl getroffen werden. Im Hintergrund steht hier meist die Abgrenzung von einerseits dem logischen, dichotomen Denken, welches Europa seit der Antike immer in wichtigen Bevölkerungsteilen bestimmt hat und andererseits einem multifaktoriellen, polytomen Denken. Nach dieser Klassifikation ist triadisches Denken trichotomes Denken.

Trichotome Triade der Denkformen

ntdfaqs, id143, letzte Änderung: 2021-10-18 17:32:30
Wieviel Komplexität können wir im Wahrnehmen, Denken und Handeln verarbeiten?

Das NTD geht davon aus, daß die Ressourcen jedes einzelnen Menschen, jeder Art von sozialen Systemen und auch der Menschheit als Gattung und Komponente von Ökosystemen begrenzt sind. D.h., es gibt Grenzen menschlicher, sozialer und kultureller Komplexitätsbewältigung.
Im Hinblick auf eine zeitgemäße Vorstellung von Denken kann man weiterfragen, wieviel Komplexität sollte ein Wahrnehmen und Denken zulassen?

Wieviel Komplexität verträgt unser Weltbild, unser Selbstbild, unsere Aufmerksamkeit, unser Handeln und unsere Wissenschaft? Mit welcher Komplexität werden wir aktuell konfrontiert?

Wieviel Komplexität müssen wir bewältigen, um eine Antwort auf die drängende Probleme unsere Gegenwart zu finden?
Sicher scheint zu sein, daß sich gegenwärtig in den Industrienationen ein Gefühl der Überkomplexität, der Unüberschaubarkeit, riskanter Umwelten, Fragilität usf. eingestellt hat, und daß die herkömmlichen Instrumente der Komplexitätsbewältigung nicht ausreichen, um die sprichwörtlichen 'neuen Herausforderungen' in altgewohnter Weise zu meistern.
Diese Überlegungen sind ein Ausgangspunkt des NTD. Es schlägt Programme und Modelle vor, die in der Lage sind, höhere Komplexität als beispielsweise das monokausale, lineare oder binäre Denken zu verarbeiten. Am Anfang steht das Programm der triadischen Komplexitätbewältigung, welches die drei Dimensionen Steigern, Reduzieren und Erhalten zusammenführt. Der Triadiker kann dann in weiteren Schritten klären, welche Formen der Komplexitätsreduktion – oder -induktion und -erhalt – in der konkreten persönlichen, sozialen und kulturellen Praxis in den einzelnen Bereichen angemessen sind. Dies geschieht, indem triadische Modelle vorgeschlagen werden, die beim Wahrnehmen, Denken und Handeln Orientierung geben können. Jede Triade verlangt, drei Faktoren in ihrer Interaktion zuberücksichtigen, jede Triadentrias hat 9 Faktoren in Beziehungen zu bringen.

Bezogen auf das Verhältnis zwischen Kulturwandel und dem Wandel des Wahrnehmens und Denkens, lautet die Frage: Wieviel Komplexität lassen die verschiedenen Kulturen jeweils zu und welche Formen der Komplexitätsreduktion, -induktion und -bewahrung bevorzugen sie? Die Antworten wirken für Menschen und Kulturen identitätsstiftend. Sie können die Unsicherheit leugnen oder für prinzipiell überwindbar halten und überall Ordnung sehen oder zügig erzeugen. Das wäre das eine Extrem. Es entspricht ziemlich genau dem Weltbild des ‘aufgeklärten’ Zeitalters. Es hält Linearisierung des Denkens und Rationalisierung der Umwelt für möglich. Die Welt ist geordnet, sie erscheint dem Menschen nur im Zustande mangelnder Bildung schlimmstenfalls als chaotisch. Die Institution, welche mit erheblichem Aufwand auch, aber natürlich nicht nur, zur Angstabwehr eingerichtet wurde, heißt ‘moderne Wissenschaft’. Die Schulen haben den Zweck, die Informationsverarbeitung der Mitglieder der Kulturgemeinschaft so zu programmieren, daß die Umwelt ähnlich erlebt wird, normalisiert wird. Gelernt wird die Komplexitätsreduktion, nicht die Erhöhung der Daten, das Generieren unwahrscheinlicher Lesarten, das Aushalten von Unsicherheit.
Das andere Extrem ist es, die Welt als undurchschaubar, durch unberechenbare Mächte regiert zu erleben. Die Dinge erscheinen als rätselhaft. Sicheres Handeln erscheint als kaum möglich. Jede Wahrnehmung führt zu anderen Ergebnissen. Staunen wird zum Normalfall des Erlebens. Wunder und Unerklärliches stehen am Anfang und Ende der Praxis. Es ist klar, daß Menschen und Kulturen normalerweise irgendwelche Mittelwege suchen und finden.

ntdfaqs, id1058, letzte Änderung: 2021-09-22 17:43:24
In welchen Situationen ist das NTD dem binären Denken vorzuziehen?

In Maschinenorganisationen, Bürokratien und in allen hochgradig routinisierten Arbeitszusammenhängen sind die Denkprozesse soweit vereinfacht, daß den Personen Entscheidungen, wenn sie denn überhaupt notwendig sind, nach einfachen binären Schemata möglich werden: Ja/Nein, Wahr/Falsch, nach den Vorschriften/nicht nach den Vorschriften usw. Triadisches Denken bringt in diesen Kontexten, z. B. in Verwaltungen und Betrieben, die ihre Geschäftsprozesse nach diesem Muster hochgradig normiert haben, keinen Nutzen, sondern bloß irritierende Komplizierungen. Hier ist das traditionelle zweiwertige Denken die beste Wahl. (Wenn allerdings in diesen Praxisbereichen Krisen auftreten, dann kann es sein, daß triadisches Denken und Gestalten hilfreich wird.)

Nun ist offensichtlich, daß alle einigermaßen komplexen Institutionen auch Bereiche ausdifferenziert haben, die nicht nach dem Entweder-Oder-Prinzip Informationen verarbeiten (können). Dies betrifft z. B. das Topmanagement, das strategische Entscheidungen fällen muß. Die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt oder die grundsätzliche Organisation von Prozessen, für eine bestimmte Positionierung des Betriebes am Markt, viele Personalentscheidungen lassen sich nicht binär schematisieren. Zweitens betrifft es die Bereiche, in denen die Beziehung der Organisation zur Umwelt selbst nicht mehr ‘maschinenmäßig’ gestaltet werden kann. Solche Bereiche gibt es quer durch die Hierarchien vom Verkäufer bis hin zum Marketing, dem Einkauf von Produkten usf. Überall dort also, wo es unüberschaubar viele Entscheidungsalternativen gibt, kann logisches Denken zwar die Komplexität reduzieren, aber es gibt keine sicheren Lösungswege vor. Bezogen auf das Management: Wer tatsächlich Wandlungsprozesse steuern und beeinflussen kann, wer die Möglichkeit hat, Visionen zu entwickeln und durchzusetzen, kann nicht auf binär schematisiertes Denken vertrauen. Typischerweise wird für diesen Kreis Brainstorming, kreatives vernetztes Denken empfohlen. Freie Assoziation, multioptions- und multifaktorielles Denken sind eine Gegenbewegung zum Entweder-Oder-Denken.
Beide Richtungen des Denkens bedingen sich und dürften deshalb gleich alt sein. Es ist auch nicht nötig darüber zu spekulieren, wann das triadische Denken hinzugetreten ist. Für die Gegenwart kann man festhalten, daß alle drei Denkformen erforderlich sind und gerade die Beherrschung ihres funktionalen Einsatzes eine Schlüsselqualifikation darstellt.

ntdfaqs, id144, letzte Änderung: 2021-09-22 17:45:15
Für wen ist triadisches Denken (nicht) geeignet?

Die neuzeitlichen Industrienationen haben nicht nur die materielle Produktion in einfache Arbeiten geteilt, sondern auch das Denken taylorisiert. In Maschinenorganisationen, Bürokratien und in allen hochgradig routinisierten Arbeitszusammenhängen sind die Denkprozesse soweit vereinfacht, dass den Personen Entscheidungen, wenn sie denn überhaupt notwendig sind, nach einfachen binären Schematismen möglich werden: Ja/Nein, Wahr/Falsch, nach den Vorschriften/nicht nach den Vorschriften usw.
Triadisches Denken bringt in diesem Kontexten, z.B. in Verwaltungen und Betrieben, die ihre Geschäftsprozesse nach diesem Muster hochgradig normiert haben, keinen Nutzen, sondern bloß irritierende Komplizierungen. Hier ist das traditionelle zweiwertige Denken die beste Wahl.
Das NTD kann nur bei komplexen Objekten eingesetzt werden. Voraussetzung ist, daß die Phänomene, Objekte und Gegenstände/Prozesse aus Elementen, Beziehungen und Ebenen komponiert sind. Nur solche Objekte können durch Triaden modelliert werden. Und nur durch den Einsatz triadischer Modelle emergiert das NTD:

ntdfaqs, id1368, letzte Änderung: 2021-09-22 17:49:41
Was ist die Grundeinheit des NTD?

Ähnlich wie die Unterscheidung zwischen chemischen Elementen und Molekülen, zwischen Atomen und Neuronen in der Physik Grundeinheiten und deren Komponenten auseinanderhält und definiert, so legt auch das NTD® die Praxis als Grundeinheit und die Praktiker/Menschen als deren Elemente fest.
Und ähnlich wie in der Chemie und Physik können die Elemente im NTD nicht allein, ohne Bezug auf die Grundeinheit gedacht werden. Nur die Praxis, nicht schon deren konstitutiven Elemente, die Menschen, sind Bestandteile der Welt. Sie emergieren nur in einer Komposition. Die Menschen erscheinen quasi als subatomare Teilchen. Aber klar, ohne sie gibt es die Zelle des NTD, die Praxis, nicht.
Im Gegensatz zu etwa den chemischen Elementen, die im Periodensystem der Elemente als chemisch nicht weiter untergliederbare Elementarstoffe zusammengefaßt und zweidimensional geordnet werden, sind die Triade als Grundeinheiten des NTD weiter in Bestandteile (Komponenten; Bauteile) zerlegbar. Sie sind Kompositionen. Das hängt damit zusammen, daß das NTD die Komplexitätsreduktion nicht bis zu einfachen Objekten treibt, sondern → Komplexität erhalten will und deshalb Triaden bzw. die Praxis als Zellen einführt, die eine mehrdimensionale und multifaktorielle Architektur besitzen. Die Komponenten sind besser als Bruchteile vorzustellen, die ohne den Bezug auf die Praxis bzw. die Triade ihre Eigenschafften verlieren.
Hinter diesem Programm steht die Überzeugung, die Werthaltung, daß es keine kleinsten Elemente gibt. Man braucht sie nur als Komponenten von Untersuchungszellen, aber darf diese nicht darauf reduzieren.

Die Unterscheidung von Elementen, Beziehungen und Ebenen führt einekomplexe Hierarchie ein, die beachtliche Konsequenzen hat. Das Denken und die Praxis erhalten eine → Architektur.

ntdfaqs, id1070, letzte Änderung: 2021-09-22 17:50:13
Wie verhält sich das NTD zu anderen Denkstilen?

Das Neue Triadische Denken geht von der Annahme aus, daß es viele artverschiedene, d.h. nicht aufeinander reduzierbare Denkformen gibt.

Der Reichtum des menschlichen Denkens besteht darin, daß viele artverschiedene Formen mit ihren Zusammenklang ein symphonisches Werk erzeugen. Das binäre logische Denken besitzt ebenso wie das triadische Denken darin nur eine Stimme im Denkraum des Menschen und der Kulturen.
Große kulturelle Leistungen und kreative Erfindungen beruhen nicht auf einem einzigen Denkstil, weder ausschließlich auf dem logischem noch auf dem triadischen Denken. Erst das Zusammenwirken der verschiedenen Formens ermöglichte die menschliche und kulturelle Entwicklung.

Das Neue Triadische Denken als Mittler zwischen logischem/binären und polyvalentem Denken.

Das triadische Denken versteht sich als Ergänzung und Alternative zum

  1. elementaren logischen Denken mit 'Ja/Nein' - Entscheidungen, welches Phänomen durch die Zurückführung auf eine einzige Ursache erklärt;
  2. zum relationalen, interaktionistischen Denken, welches die Phänomene als Produkt der Wechselwirkung zwischen (nur) zwei Faktoren erklärt;
  3. zum multifaktoriellen, chaotischen Beschreibungen, die zahlreiche oder unüberschaubare viele Faktoren zur Erklärung heranziehen.

Es eignet sich also nicht zum Verstehen von einfachen Phänomenen und Aufgaben. Genausowenig ist es angebracht, wenn das Denken vieldeutige und unübersichtliche Ergebnisse anstrebt. Es will die vorhandene Komplexität nicht verdoppeln und glorifiziert nicht das Rätselhafte.


Ziel der Darstellung und Propagierung des Neuen Triadischen Denkens kann nicht sein, die Formen des logischen und interaktionistischen Denkens zu ersetzen. Es geht nicht um Verdrängen des einen oder anderen Denkstils. Vor dem Hintergrund ökologischer Erkenntnisse um den Nutzen von Artenvielfalt einerseits und Ressourcenknappheit auf der anderen Seite ist das Ziel vielmehr, eine ausgewogene Balance zwischen den verschiedenen Denkstilen zu erreichen. Wenn die Vermutung allerdings zutrifft, daß das triadische Denken in der Industriekultur vernachlässigt wurde und es darüber hinaus geeignet ist, Probleme der postindustriellen Gesellschaft zu lösen, die drängen und anders kaum bewältigt werden können, dann ist eine Bevorzugung dieser Erkenntnisweise angesagt. Ungleichgewichte können nur durch Stärkung der vernachlässigten Bereiche überwunden werden. In diesem Sinne wird das NTD als zeitgemäße Wiederentdeckung empfohlen.
Wie bei allen Renaissancen handelt es sich aufgrund des veränderten kulturellen Entwicklungsstandes nicht um eine bloße Wiedergeburt, sondern das triadische Denken erscheint in der posttypographischen Kultur als innovatives Programm mit früher nicht geahnten – weil nicht gebrauchten – Möglichkeiten.

ntdfaqs, id1094, letzte Änderung: 2021-09-22 17:50:49
Welche Axiome gelten für die triadische Erkenntnis?

Für die individuelle Praxis gelten die folgenden epistemologischen Axiome:

  1. Das wahrzunehmende, zu erklärende und zu gestaltende Phänomen wird immer von einem Praktiker (Betrachter/Denker /Handelnden) aus einer anzugebenden Perspektive angegangen, z. B. jener einer bestimmten Profession oder einer wissenschaftlichen Disziplin oder es dient der Lösung praktischer Probleme des Alltags. Je nach den Beziehungen zum Objekt zeigt dieses nur eine Auswahl aus seinen Dimensionen.
    Die triadische Erkenntnis ist standpunkt- und perspektivengebunden und fokussiert jeweils nur wenige Dimensionen des Objekts.
    Es gilt die epistemologische Basistriade (Standpunkt, Perspektive, Dimension des Objekts).
  1. Zur Bestimmung der Faktoren und Dimensionen können mehrere Perspektiven eingenommen werden. Standpunkt-. und Perspektivenwechsel ist konstitutiv für das triadische Denken. Es ist ein mobiles und multiperspektivisches Wahrnehmen, Denken und Handeln.
    Subjekte können viele Wahrnehmungs-, Handlungs- und Denkperspektiven - auf Objekte einnehmen. Objekte haben viele Dimensionen für die Subjekte.

  2. Das triadische Denken geht pragmatisch vor. Es berücksichtigt die jeweiligen anstehenden Zielen, bei anderen Zwecken werden andere Faktoren relevant und man kommt zu anderen Triaden.
    Triadisches Denken ist pragmatisch und funktional.

  3. Indem das NTD triadische Axiome auf sich selbst anwendet, ist das Neue triadische Denken selbstreferentiell. Es geht von einem triadischen Modell des Denkens aus. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied zu älteren Formen triadischen Denkens, die sich mit triadischen Modellen einzelner weniger Phänomene begnügte.

Für die soziale Wissensschöpfung gelten andere Axiome.
ntdfaqs, id1391, letzte Änderung: 2021-09-22 17:53:40
Was ist der Unterschied zwischen Struktur, Architektur und System?

Strukturen sind eine Relation von → Beziehungen auf einer Ebene. Beziehungen sind selbst Relation von Relata. → Architekturen besitzen nicht nur eine horizontale sondern auch eine vertikale, tektonische Ebene. Damit sind hierarchische Beziehungen zwischen Relata auf unterschiedlichen Ebenen unvermeidlich.

Jede Triade besitzt drei Ebenen und damit eine Architektur - im Gegensatz zur Trias der drei Faktoren, die auf einer Ebene liegt.

Von → Systemen spricht das NTD, wenn die Strukturen, Architekturen oder andere, z.B. dynamische, Kompositionen abzählbar endlich sind: Man kann die Anzahl und Qualitäten der Elemente, Beziehungen und Ebenen feststellen.

ntdfaqs, id1401, letzte Änderung: 2021-09-22 17:55:40
Was ist der Unterschied zwischen einer Trias, einer Triade und einer Triadentrias® ?

Der Ausdruck 'Triade' ist ein Oberbegriff für Basistriaden und Triadentrias und deren typologischen Modifikationen.
Der Ausdruck ‘Basistriade’ bezeichnet die Grundeinheit des NTD, ein Drei-Ebenen-Modells. Sie kann zu komplexeren Modellen zusammengesetzt werden.
Eine Basistriade verknüpft immer Objekte, eine Trias und (geclusterte) Merkmale. Wir haben es also immer mit drei (Typen von) Elementen und drei Abstraktionsebenen zu tun, eine Festlegung, die in älteren und anderen mit ‘Dreiheiten’ arbeitenden Modellen selten anzutreffen ist.

Triade = r(Objekt, Trias, Cluster). Jede Triade hat eine Architektur und ist ein dreidimensionales Modell, welches durch Elemente (Objekte, Faktoren, Cluster von Merkmalen), Ebenen (Objektebene, Faktorenebene, Clusterebene)und und Beziehugen auf und zwischen den Ebenen bestimmt ist.

Architektur  des Metamodells für Basistriaden im NTD

Der Ausdruck ‘Trias’ bezeichnet die drei Faktoren und deren Beziehungen, aus deren Zusammenwirken das Objekt erklärt wird. Die Faktoren einer Trias liegen auf einer logischen Ebene. Es ist eine strukturelle Beziehung zwischen gleichwertigen Partnern.
Wenn Eßbestecke triadisch zu ordnen sind, dann müssen deren Elemente/Faktoren der gleichen logschen Abstraktionsstufe angehören. Messer, Gabel, Kochlöffel bilden keine Trias; Messer, Gabel, Löffel schon.
In dem allgemeinen Sinn von ‘Dreiheiten’ wird der Ausdruck auch in anderen wissenschaftlichen Kontexten und im Alltag gebraucht.

T(rias)= r(F1, F2, F3)Die Faktoren (F) sind linear unabhängig und liegen auf einer Ebene. Jede Trias hat eine Struktur.

Alle Trias' sind, wenn sie Teil von Triaden im Verständnis des NTD sind, eine Trias aus Faktoren, und insofern eine 'Faktorentrias'.

Die Trias ist zugleich in Relation zum emergenten/zu erklärenden Objekt und zu den Clustern zu setzen, um eine Triade zu bilden. Objekt, Trias und Cluster liegen auf unterschiedlichen Ebenen (E).

Basistriaden können zu Triadentrias®komponiert werden, indem jeder Faktor der Basistriade durch ein triadisches Modell erklärt wird.
Als 'Triadentrias' werden Triaden verstanden, die so aufgebaut sind, daß jeder Faktor der Basistriade selbst wieder das emergente Produkt einer Trias ist.
Um eine begriffliche Unterscheidung zwischen der (einzelnen) Trias auf der Faktorenebene der Basistriaden und jenen drei Trias' auf der 3. Ebene der Triadentrias® zu erreichen, spricht das NTD nur im zweiten Fall von Faktorentrias.
Die 3 Trias der Triadentrias bezeichnet das NTD als 'Faktorentrias'.
Die so gebildeten drei Subtriaden werden als 'Faktorentriaden' bezeichnet. Auch die Faktoren der 3 Faktorentrias' der Faktorentriade sind durch Cluster von Merkmalen bestimmt.
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Der wichtigste Unterschied zwischen der Praxis der Bildung von Triaden einerseits und von Triadentrias andererseits ist, daß Triadentrias normalerweise projektförmig erarbeitet werden, also die Einrichtung sozialer epistemischer Systeme erfordern.

In Abwandlung der Gedichtzeile über das 'Dichten' von Wladimir. Majakowski
kann man sagen:
„Die Bildung von Triadentrias ist wie Uran gewinnen:
Arbeit ein Jahr,
Ausbeute ein Gramm.“

ntdfaqs, id145, letzte Änderung: 2023-03-22 10:54:45
Welche Typen von Triaden gibt es?

Der Triadiker wird in seiner Praxis die unterschiedlichsten Modelle und Annahmen verwenden, keineswegs nur triadische. Wenn die Aufgaben in der Praxis komplex werden, kann er versuchsweise triadische Modelle bilden. Oftmals geschieht dies unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle und erst im Nachhinein wird - durch Reflexion - deutlich, welche Triade angewendet wurde. Diese Triade hat zunächst nur Geltung für die gerade ablaufende Praxis. Das NTD spricht in diesem Fall von Ad hoc Triaden.

Bewährt sich eine Ad hoc Triade, kann man versuchen, sie für andere Praxisfälle zu nutzen. Bewährt sich eine solche Übertragung, wird sich der Triadiker fragen, unter welchen Randbedingungen diese Triade einsetzbar ist. Die Bestimmung des Geltungsbereichs führt in aller Regel sowohl zu Präzisierungen der Faktoren und Cluster der Ad hoc Triade als auch zu einer Typisierung der Anwendungsbereiche. Im günstigen Fall entstehen Triade für Arten von Objekten. Da sie immer das Ergebnis von Verallgemeinerungen sind und außerdem dem Kriterium des Erfolgs in der Praxis unterliegen, spricht das NTD von Idealtypen.
Die Nähe zur soziologischen Idealtypenbildung liegt auf der Hand.
Die typisierten Triaden sind immer das Ergebnis einer speziellen, epistemischen Praxis mit dem Ziel der Modellbildung. Nebenbei gelangt man nicht zu ihnen, es bedarf außerdem einer erheblichen Erfahrung mit dem Programm → Modellieren.

Noch mehr epistemischen und epistemologischen Aufwand bedarf es, diese idealtypischen Triaden in den triadischen Denkraum zu verorten. Hier sind → Klassifikationsschemata erforderlich. Die Beziehungen der Neben- und Überordnung sind zu berücksichtigen. Im Erfolgsfall entstehen klassifizierte Triaden.
Das NTD unterscheidet auf allgemeinster Ebene zwischen Ad hoc Triaden, typisierten Triaden (Idealtypen) und klassifizierten Triaden.
Die Klassifikation von typisierten Triaden macht aus ihnen Artmodelle oder abstraktere Gattungsmodelle. In der Regel erfahren sie durch den Vergleich mit anderen typisierten Triaden nochmals eine Modifikation und Präzisierung.
Varianten der klassifizierten Modelle sind möglich.

Typen triadischer Modelle
Voraussetzungen der Modelltypen

ntdfaqs, id1397, letzte Änderung: 2021-09-22 18:02:57
Welches Menschenbild liegt dem NTD zugrunde?

Das Neue Triadische Denken ist in einem psychobiographischen Sinne anthropozentrisch, indem es den Menschen als wahrnehmendes, denkendes und handelndes Individuum, als Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellt. Das unterscheidet es von sozial- und naturwissenschaftlichen Denkweisen.

Hinter dem Modell der menschlichen Praxis stehen passende Annahmen über den Menschen. Das triadische Denken trägt der Inhomogenität des Menschen: seiner artverschiedenen Sinne, Verarbeitungsprozesse (Fühlen, Denken, Reflexe) und mannigfaltigen Handlungsformen Rechnung. (Multisensuell, multiprozessoral, multioperativ) Es ermöglicht ein Verständnis und eine Bildung von Menschen jenseits der Prämierung des Ideals von Konsistenz und Widerspruchsfreiheit.

Das NTD überschreitet diese Dimension, indem es den Menschen als soziales Wesen, als Faktor sozialer Praxis, als Subjekt in Sozialsystemen, auffaßt.

Wie fragmentiert auch immer, der Mensch geht in soziale Systeme ein, handelt als Teil von Gruppen, Teams, Institutionen und Gesellschaften. Seine Praxis läßt sich dann nur verstehen und gestalten, wenn wir die sozialen Systeme, die ihn normieren, verstehen. So bleibt uns nichts anderes übrig, die psychodynamische Beschreibungsstufe zu verlassen und daneben auch die soziale Dimensionen zu berücksichtigen.

Aber der Mensch ist nicht nur ein 'Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse' (K.Marx) oder ein 'être collectif' (Goethe im Gespräch mit Soret) sondern auch ein Teilelement der natürlichen und technischen Welt.

Das NTD ergänzt die soziale sowie die auf die Persönlichkeit orientierte Dimension durch eine kulturelle, indem es die Menschen als Gattungswesen, als lebendes Ding in einer Welt, die durch andersartige Dinge (Faktoren) ebenso bestimmt wird, auffaßt.

In Kulturen ist der Mensch lediglich ein Faktor einer - triadisch zu reduzierenden - Interaktionsbeziehung. Die anderen Faktoren sind eine Auswahl aus Natur und Technik. Selbst wenn man ihn prämiert, und ihn als Katalysator von Systembildungen identifizieren kann, bleibt er ein Teilelement, ein Pol eines Verhältnisses. Er zählt dann nur als Exemplar der Gattung, nicht als biographisches Individuum, also nicht als Persönlichkeit, und nicht als sozialer Funktionsträger. In dieser Denkweise ist das NTD ökologisch und es bedarf natur- und ingenieurwissenschaftlicher Erkenntnisse, letztere haben sich. im Rückgriff auf die technische Informatik in der Modellbildung am deutlichsten gezeigt.
Im Ergebnis: Das Menschenbild des NTD: Triadische Anthropologie.

ntdfaqs, id1059, letzte Änderung: 2021-09-22 18:03:16
Wie ist das Verhältnis zwischen dem Denken und der Praxis?

Da im NTD Wahrnehmen, Handeln und eben auch das Denken nur als Faktoren der Praxis auftauchen und die Praxis die kleinste Untersuchungszelle ist, sind diese Praktiken an und für sich nicht zu haben. Sie liegen nie rein, isoliert vor! Jede analytische Sonderung ist heikel, erfordert Rückbezüge und kann jedenfalls nur zeitlich und sachlich begrenzt zugestanden werden. Diese Einschränkungen sind bei aller Rede über das Neuen Triadischen Denken zu berücksichtigen.

ntdfaqs, id148, letzte Änderung: 2021-09-22 18:03:31
Ziele und Leistungen des NTD
  • Ziel des triadischen Denkens und der triadischen Modelle ist es, die hohe Komplexität inhomogener Phänomene, simultaner Prozesse und architektonischer Beziehungen zu erfassen und im Wahrnehmen, Denken und Handeln in der Praxis zu erhalten - und es am Ende triadisch zu reduzieren.
    Das triadische Denken steht insoweit im Widerspruch zur zweiwertigen Logik; es eignet sich nicht für die Modellierung trivialer Systeme, einzelner linearer Prozesse und einfacher monokausaler oder linearer Beziehungen

  • Wenn es bislang vornehmstes Ziel wissenschaftlichen Denkens war, die Komplexität der Phänomene solange zu reduzieren, bis ein homogenes, widerspruchsfreies Modell vorliegt, so strebt das triadische Denken multifaktorielle dynamische Modelle als Ziel an. Die Dynamik gründet letztlich in den Unterschieden zwischen den drei Faktoren der Trias, aus deren Interaktion und den wechselnden Prämierungen das zu erklärende Phänomen emergiert.
    Triadische Modelle sind inhomogen und haben mehrere Ebenen.

  • Statt binärer Schematisierungen fördert das triadische Denken die Fähigkeit zum Oszillieren zwischen verschiedenen Dimensionen bzw. Perspektiven, Programmen und Bedeutungen.

ntdfaqs, id1424, letzte Änderung: 2021-10-25 10:53:04

© 2023 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke