Axiomatik NTD




Das Neue Triadische Denken und die Triadische Praxis (TriPrax)

Das Denken als Faktor jeder Praxis

Das NTD® ist ein Ergebnis triadischer Praxis. Die Triadische Praxis ist die Grundeinheit des Neuen Triadischen Denkens®. (www.triadische-praxis.de) Der Mensch in seinen unterschiedlichen Emergenzformen ist immer ein Faktor der Praxis. Er stellt die Beziehung zu den anderen Faktoren in der individuellen Praxis durch seine Praktiken Wahrnehmen, Denken, Handeln (WaDeHa) her. Die triadische Praxistheorie ordnet das Denken als eine Praktik in ihr basales Praxismodell ein.

Es ist ein besonderes Anliegen des NTD zwischen Abläufen des Denkens, der Bildung epistemischer Systeme und der Praktik 'Denken' als Modellbildung und -anwendung zu unterscheiden. Das geschieht in der Fachliteratur und in vielen Erkenntnistheorien nicht ausreichend - mit Nachteile für die Klärung der Geltungsweite der angebotenen Theorien.

Insoweit läßt sich das Denken von der Praxis nicht loslösen. Aber keine Praxis läßt sich auf das Denken reduzieren. Es bleibt ein Faktor im Ensemble der Praktiken und vollzieht sich nach spezifischen Programmen. Um diese Programme geht es hier.

Jede Wissenschaft legt in diesem Sinn ihre Untersuchungszelle fest, definiert, was die kleinste (vollständige) Einheit ihres Objektbereichs sein soll. Wird dieses Emergenzniveau unter- oder überschritten, verflüchtigt sich das Objekt.

Die Humanmedizin kann beispielsweise das Herz (Objekt) nicht isoliert sondern nur treffend als Organ des menschlichen Körpers beschreiben, ansonsten bleiben seine Arbeitsweise und die Funktionen der Teile unklar.Das NTD erhält durch die Einbettung in die Praxis einen pragmatischen Charakter, was Strömungen in vielen Bereichen der Gesellschaft entspricht. Es geht um die Funktionserfüllung des Denkens in Interaktionssystemen.


Das Denken ist, wie die Praxis, ein mannigfaltiges Phänomen. Es ist das Produkt des Zusammenwirkens vieler Faktoren. Und so auch das NTD. Es klappt nicht, es in nur einer Dimension, z.B. als Informationsverarbeitung oder als einen Faktor der drei Praktiken, zu definieren. Jedes Denken ist ein emergentes Produkt aus kooperierenden, widerstrebender oder nebeneinander herlaufenden Prozessen. Es ist nicht nur multiprozessoral sondern es wirken auch artverschiedenen, nicht aufeinander reduzierbare Prozeßtypen zusammen. Seine Produkte sind mehrdimensional.

Individuelle, soziale und kulturelle Informationstransformationen

Es gibt viele Klassen, Gattungen und Arten der Praxis. Nicht nur die Praxis der einzelnen Menschen, der Individuen mit ihrer einzigartigen Biographie und Energie, sondern auch jene von sozialen Gemeinschaften und Kulturen können auf die Produktion von Informationen ausgerichtet sein.
Obligatorisch ist die Unterscheidung zwischen → individueller , → sozialer und → kultureller Praxis .
Informationstransformationen finden in allen Klassen der Praxis unvermeidlich statt - und sie können auch prämiert werden.
Immer lassen sich drei Generalphasen ausmachen, die der Bewältigung unterschiedlicher permanenter Probleme dienen: Informationen gewinnen (Input), verarbeiten und durch Aktivitäten umsetzen (output). Immer werden Sensoren, Prozessoren und Effektoren mit entsprechenden Aktivitäten eingesetzt. Sie sind die Äquivalente zu den Praktiken der menschlichen Individuen.

Die sozialen Informationstransformationen, die "Fabrikation von Erkenntnis" (Knorr-Cetina) in sozialer Praxis ist traditionell das Gebiet von Soziologen und Pädagogen.
Die kulturelle Praxis, in der Menschen als Naturwesenemergieren und mit anderen biogenen und/oder technischen Faktoren interagieren, kann ohne die Termininologie und Erkenntnisse der Natur- und Technikwissenschaften nicht begriffen werden.


Im Menschen als biogentisches, physiologisches Gattungswesen laufen Signaltransduktionen ab, materielle Medien wie die DNA speichern Information. Es ist geradezu ein Hype, physiologische Prozesse in Medizin und Biologie als Informationstransformation zu rekonstruieren. Unübersehbar gibt es auch viele technische Systeme, die auf Datengewinn, Informationsverarbeitung und die Nutzung und den Transport von Informationen spezialisiert sind. Um das Mit-, Gegen- und Nebeneinander dieser verschiedenen Faktoren in einer Praxis zu modellieren, hat der Triadiker die kulturelle Praxis eingeführt.

Kulturelle Informationstransformationen sind das emergente Produkt dieser ganz unterschiedlichen, artverschiedenen Faktoren und Prozesse. Ihre Beschreibung erzeugt und verlangt eine kulturelle, triadische Informatik.
In jeder konkreten Praxis wirken die drei Klassen mit unterschiedlicher Gewichtung zusammen. Entsprechend der Praxisklassen sind auch Typen des "Denkens" zu unterscheiden.

Die soziale Informationsverarbeitung und die Rolle der Transformation von Informationen in der ökologischen Praxis, in der die Wechselwirkungen zwischen den Menschen als Gattungswesen und anderen artverschiedenen Komponenten der Welt im Vordergrund steht, kann nur kursorisch behandelt werden.

In der Folge steht das Denken in der individuellen menschliche Praxis im Vordergrund.

Denken als Praktik

In der individuellen menschlichen Praxis spricht das NTD von den drei Praktiken Wahrnehmen, Denken und Handeln. In den anderen Klassen der Praxis emergieren die Praktiken in anderer Form und werden auch anders bezeichnet.

Leider gibt es kein Wort, das, wie die 'Praxis', in der Lage ist, sowohl die Gemeinsamkeiten der Klassen als auch - durch Zusätze - deren Unterschiede ausdrücken kann. 'Denken' eignet sich letztlich nur zur Bezeichnung der Praktik in der individuellen menschlichen Praxis. Die Rede von 'sozialer Wahrnehmung', von 'kulturellem' oder sozialem Gedächtnis' sind dem Triadiker ein Graus, ein Anthropomorphismus, der die Unterschiede der Klassen der Praxis sowie der Informationstransformation verniedlicht, damit die Erkundung von deren Spezifik erschwert und überdies die Individuen mit Ansprüchen überlastet. Als gemeinsames Drittes der drei Klassen der Informationstransformation bietet sich eine abstrakte informationstheoretische Begrifflichkeit und Bezeichnung an.
Der kleinste gemeinsame Nenner zwischen der in der individuellen Praxis als 'Denken' bezeichneten Praktik und deren Entsprechungen in den anderen Klassen ist die Informationsverbreitung in einem ganz abstrakten Sinne.
Das Aufnehmen, Verarbeiten und Anwenden von Informationen ist ein Faktor jeder Praxis.

Wenn das NTD das Denken als Praktik in der individuellen Praxis verstehen oder gestalten will, gilt die dynamische Triade: Informationen gewinnen/Wahrnehmen, prozessieren/Denken und umsetzen/Handeln.
Das NTD begreift das Denken als Informationsverarbeitung durch die Praktiker.

Das triadische Verständnis der Informationsverarbeitung

Informationsverarbeitung wird im NTD als → Prozeß verstanden. Es sind viele Prozeßtypen, die bei der Informationsverarbeitung in den Praxisklassen miteinander interagieren, damit sie Erfolg haben kann. Die meisten verlaufen latent und dienen der Steuerung und Regulation der Praxis selbst.
Allen informationsverarbeitenden Prozessen in der epistemischen Praxis ist gemeinsam, daß sie linear zielgerichtet verlaufen und in einem Produkt enden sollen.
Jede Informationsverarbeitung, die in der Praxis prämiert und zu einem Zweck wird, zielt auf informative Produkte als Output.
Das NTD unterscheidet drei Typen Von Informationen: Daten, Modelle/Programme und Werte. Modelle,Programme und Axiome
Die informativen Produkte haben Architekturen, mindestens Strukturen. Architektur- bzw. Strukturbildung ist ein obligatorischer Prozeßtyp, der sich weiter differenzieren läßt. Modell- bzw. Triadenbildung ist ein Spezialfall solcher architekturbildender Prozesse.
Modellbildung

Wenn der Triadiker das Denken als Informationsverarbeitung gestalten will, wird er immer diese drei Prozeßtypen im Auge behalten - und auf die Beziehungen zwischen ihnen achten.

Er berücksichtigt darüberhinaus, daß jede Praxis neben der Informationsverarbeitung auch andere permanente Probleme bewältigen muß. Informationsverarbeitung ist nur ein obligatorischer Prozeßtyp neben anderen. Ohne die passende Gestaltung der Praxis einschließlich der Systembildung scheitert sie.

In der Folge steht das Denken in der individuellen menschliche Praxis im Vordergrund.

Die soziale Informationsverarbeitung und die Rolle der Transformation von Informationen in der ökologischen Praxis, in der die Wechselwirkungen zwischen den Menschen als Gattungswesen und anderen artverschiedenen Komponenten der Welt im Vordergrund steht, kann nur kursorisch behandelt werden.

Auch hinsichtlich der individuellen Praxis sind Einschränkungen sinnvoll. Im Vordergrund steht jene, deren Zweck, die Modellbildung, genauer: die Bildung von Triaden und Triadentrias® ist.

Denken als (prämierter) Faktor epistemischer Praxis

In der Klasse der individuellem Praxis der Menschen nimmt das Denken unterschiedliche Raum und einen mehr oder weniger großen Rang bei der Funktionserfüllung ein. Die größte Prämierung erfährt das Denken in der epistemischen Praxis, deren Ziel der Erkenntnisgewinn ist. Wenn die Besonderheit des Neuen Triadischen Denkens® aufgezeigt werden sollen, dann empfiehlt es sich von dieser Gattung auszugehen. Das triadische Denken erscheint dann als prämierter Faktor neben dem Wahrnehmen und Handeln in der triadischen epistemischen Praxis.
Diese Spezialisierung der Praxis führt unweigerlich zu einer Herabstufung der Bedeutung der anderen Praktiken, also von Handeln und Handlungsräumen und auch zu einer zeitweisen Reduktion der Bedeutung der Praktik 'Wahrnehmen'. Immer aber bleibt das Denken in Wechselwirkung mit den anderen Praktiken und ist nur als einen Komponente der Praxis zu begreifen und zu gestalten.
Das NTD® ist nur als Faktor triadischer Praxis zu haben.


Da im NTD Wahrnehmen, Handeln und eben auch das Denken nur als Faktoren der Praxis auftauchen und die Praxis die kleinste Untersuchungszelle ist, sind diese Praktiken an und für sich nicht zu haben. Sie liegen nie rein, isoliert vor! Jede analytische Sonderung ist heikel, erfordert Rückbezüge und kann jedenfalls nur zeitlich und sachlich begrenzt zugestanden werden. Diese Einschränkungen sind bei aller Rede über das Neuen Triadischen Denken® zu berücksichtigen.
Das Verschwinden der Bedeutung materieller Gegenstände und Handlungen unter gleichzeitiger Prämierung der Informationen hat Philosophen und Geisteswissenschaftler dazu verführt, eine Praxis anzunehmen, die nur aus Denken - und vielleicht noch ein wenig aus Wahrnehmen besteht. Der Triadiker kann diese Bornierung nicht mitmachen. Er sieht das Problem, besteht auf der Praxis als emergenten Produkt aus Wahrnehmung, Denken und Handeln (WaDeHa), und löst die Aufgabe zum einen mithilfe des Programms Prämieren. Zum anderen folgt er der Grundannahme, daß die Praxis die kleinste Zelle triadischen Denkens ist und sich auch jedes Nachdenken in Praxissystemen vollzieht.

Denken als prämierter Faktor epistemischer Praxis

Epistemische Praxis, Epistemologische Praxis, Triadische Epistemologie

Die → Epistemologische Praxis ist eine auf die Erkenntnis von Programmen und Modellen der epistemischer Praxis abzielende Praxis. Ziel sind Programme und Theorien des bzw. über Erkenntnisgewinn (Wissenschafts- und → Erkenntnistheorien ).
Unser Denken geht auf vielen Wegen zu vielfältigen Zielen. Sobald wir darüber nachdenken, reduzieren wir seine Komplexität. Das Ergebnis sind mehr oder weniger bewußte Modelle über unser Denken: Vorstellungen, Begriffe, Sätze, Bilder, Rezepte....
Die Programme und Begriffe, die sich bei den menschlichen Individuen lebensgeschichtlich, in den sozial-kommunikativen Systemen sozialgeschichtlich und in den menschlichen Kulturen kulturgeschichtlich herausgebildet haben, sind mannigfaltig. Das Neuen Triadischen Denkens (NTD®) lenken, das kann kaum überraschen, triadische Modelle. Je konstitutiver sie sind, desto abstrakter fallen sie aus.
Während die Epistemische Praxis auf Erkenntnisgewinn über die Umwelt abzielt, hinterfragt die Epistemologische Praxis die Prämissen, Programme und Modelle, die diesen Erkenntnisgewinn leiten. Sie sucht nach der Logik der Episteme, der Erkenntnisproduktion. Um das Denken in epistemischer Praxis von dem Denken in epistemologischer Praxis zu unterscheiden spricht das NTD von → Selbstreflexion oder besser von Nachdenken.
'Nachdenken' bezeichnet im NTD den Spezialfall des Denkens, der in epistemologischer Praxis emergiert.

Jedes Nachdenken eröffnet eine - manchmal sehr kurze und wenig ausdifferenzierte manchmal eine ausgedehnte - epistemologische Praxis.
Die Erkenntnistheorie des NTD, die triadische Epistemologie, läßt sich weder auf die reflexive noch auf die sinnliche Praxis reduzieren und schon gar nicht vergißt sie die materielle Praxis und Modellanwendung, die performance.

axiomatik_ntd, id1218, letzte Änderung: 2022-08-31 10:39:35

© 2024 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke