FAQs zum Neuen Triadischen Denken® (NTD)




Was ist der Unterschied zwischen dem alten und dem Neuen Triadischen Denken?

Das NTD ist u.a. das Ergebnis der Reflexion der Prinzipien, die dem älteren triadischen Denken - welches sich allzuoft des triadischen Charakters gar nicht bewußt war - zugrunde liegen. Es liefert klare Definition der Architektur der Triaden sowie Programme ihrer Erzeugung und Anwendung.
Das Neue Triadische Denken braucht sich - im Gegensatz zu seinen älteren Vorläufern - weder mit einem einzigen Modell (Heilige Dreifaltigkeit) noch mit einer bloßen Addition von mehreren Modellen zu begnügen.

Die Modellorientierung des alten triadischen Denkens

Das ältere triadische Denken zeichnet sich dadurch aus, daß nur eine einzelne Triade für einen größeren Erfahrungs- und Anwendungsbereich genutzt wurde. Es ist monolithisch. Meist erhob es einen ideologischen oder ontologischen Absolutheitsanspruch. Dominant ist eine einzige axiomatische Basistriade, Ziel das normierte Klassifizieren der Phänomene und die soziale Gleichschaltung von Handeln und Erleben. Dies trifft auf die religiösen Triaden im Buddhismus (Tripitaka), den dreigesichtigen Gott der Hindus (Brahma, Wischnu, Shiva), das trinitarische Glaubensbekenntnis der Christen, die Dreiheit von Himmel(szeit), Erde und Mensch(heit) – die “drei Mächte” (san cai 三才) - im uralten chinesischen 'Buch der Wandlungen', die ayurvedische Gesundheitslehre u.v.a.m. in vielen Kulturen seit langem zu.
Dieser Ansatz entfaltet noch immer seine Stärken, wenn es darum geht, den Objektbereich von wissenschaftlichen Disziplinen oder Professionen durch die Vorgabe von Basistriaden bzw. von Triadentrias zu stabilisieren. Beispielhaft sind hier das Freudsche Modell des psychischen Apparats für die Psychoanalyse, das Sprachmodell von Ferdinand de Saussure für die Linguistik oder das Zeichenmodell von Charles S. Peirce für die Semiotik. Diese Triaden gelten - teilweise mit Modifikationen - auch für das NTD.
Die Kulturgeschichte hat eine große Vielfalt an elementaren Triaden hervorgebracht. Das Neue Triadische Denken bedient sich ihrer und stellt weitere Basistriaden zur Verfügung. Es ist grundsätzlich pluralistisch angelegt. Deshalb kann es ältere Triaden gut integrieren, allerdings klärt und begrenzt es deren Geltungsansprüche.
!!"Es ist nicht das generelle Ziel des Neuen Triadischen Denkens, normativ ein notwendigerweise begrenztes Set von Triaden zu erzeugen und festzuschreiben. Sinnvoll ist es allerdings, zur Stabilisierung von Forschungs-, Beratungs- oder anderen praktischen Perspektiven eine gewisse zeitlang mit immer den gleichen Triaden zu arbeiten. Dies dürfte es auch den Kommunikations- und Medienwissenschaften erleichtern, zu intersubjektiv überprüfbaren und falsifizierbaren Ergebnissen zu gelangen." Giesecke, Entdeckung der kommunikativen Welt,2007, S. 2 77

Programmorientierung und empirische Fundierung des NTD

Das Neue Triadische Denken stellt nicht nur fertige Triaden bzw. Triadentrias - also Modelle - sondern ebenso Programme die Methoden beschreiben, zur Verfügung. Modelle und Programme sind das Ergebnis der Reflexion von Daten triadischer Praxis, vor allem triadischer Modellbildung. Es zeigt, wie triadisches Wahrnehmen, Denken und Handeln funktioniert. Es ordnet also das Denken in die menschliche und kulturelle Praxis ein, allerdings fokussiert dieses Buch das Denken. Vor allem beschreibt es die Prinzipien der Konstruktion von Triaden. Damit eröffnet es den Nutzern die Möglichkeit, selbständig, auch für sehr konkrete Fälle, Triaden zu entwickeln. Es geht nicht um allgemeine Geltung sondern, wie es heute gern heißt, um maßgeschneiderte Lösungen für die individuelle - oder auch klar begrenzte kollektive - Praxis. Diese verlangen allerdings, daß die Praktiker selbst Hand anlegen, selbst schneidern. Andererseits, wenn die konfektionierten Triaden passen, sollte man sie nutzen.
Das Neue Triadische Denken (NTD) unterscheidet sich von seinen älteren Vorläufern dadurch, daß es nicht nur ein - begrenztes - Set von tools in Form von Triaden sondern ein klares Programm zur selbständigen Konstruktion von Triaden zur Verfügung stellt.
Es ist dynamisch, pragmatisch und flexibel - und es kann dies sein, weil es ein Programm zur Selbsthilfe anbietet - und weil es das Denken nicht aus dem Zusammenhang der menschlichen Praxis herausreißt.

Praxis als Grundeinheit des NTD

Wichtiger als das einzelne Modell ist das Prinzip, die menschliche und kulturelle Praxis als triadischen Prozeß zu begreifen. Wie dies geschieht, wird in den nächsten Kapiteln ausgeführt
Das Projekt auf diesen Webseiten beschreibt ein Handwerk, die triadische Praxis, die Werkstatt mit den Werkzeuge, die für erfolgreiches Werken erforderlich sind und schließlich öffnet es auch den Laden, in dem Triaden, die sich in der Kulturgeschichte bewährt haben und neue Basistriaden und Triadentrias ausgestellt sind. Das alte triadische Denken hat kein Modell menschlicher, sozialer und kultureller Praxis, jedenfalls kein ausformuliertes. Es mag die Triade der Praktiken gelegentlich nutzen, aber die Modellierung und Gestaltung der Praxis als emergentes Produkt von Wahrnehmen Denken und Handeln ist ihm fremd geblieben. Damit kann es auch keine konsequente Unterscheidung der drei Räume der Praktiken vornehmen, was obligatorisch für jedes NTD ist.
Das alte triadische Denken neigte zu einer Isolierung der Triaden aus der Praxis und förderte dadurch ihre Ontologisierung. Die Frage, für welche Praxisarten die jeweiligen Triaden Geltung beanspruchen können, wurde selten beantwortet. Dies ist die Folge der Isolierung des Denkens aus der Praxis.

Metamodelle, -programme und Axiome

Das NTD besitzt nicht nur Modelle über die Dinge sondern kann diese auch in eine Welt mit zeitlichen und räumlichen Parametern einordnen. Diese Annahmen über die Welt haben den Status von Metamodellen, von Axiomen und anderen Grundannahmen. Sie wirken als abstrakte Vergleichsmaßstäbe als Werte und Letztbegründungen. Während im alten triadischen Denken die Triaden schon als Letztbegründungen dienten, zieht das NTD eine zusätzliche Abstraktionsstufe ein. Hier, wie auch bei den Triaden selbst, hat es das NTD mit Räumen und Architekturen zu tun. Die üblichen Trias beschreiben demgegenüber nur flache Strukturen. Ihnen fehlt eine 3. Dimension.
Innovativ ist in jedem Fall die Einführung von Triadentrias.®
Sie erweitern die Basistriaden, um größere Komplexität in einem einheitlichen Modell zu erfassen. Dazu werden die Faktoren der einfachen, zuerst gesetzten Triade ebenfalls als das Produkt von Triaden aufgefaßt. Damit können wir weitere Einflußgrößen berücksichtigen. Die vollständige Triadentrias ist demnach aus vier Triaden zusammengesetzt. Die Anzahl der Faktoren, die zur Erklärung der jeweiligen Phänomene herangezogen wird, bleibt auch bei diesem Vorgehen begrenzt und ihre Typik benannt.

Epistemologie

Das NTD verlangt die Reflexion der triadischen Praxis als triadischen Prozeß., und zwar genauer: die triadische Reflexion der triadischen Praxis. Es zeichnet sich durch Selbstreflexion, die Anwendung des triadischen Prinzips auf das Handeln, Wahrnehmen und Denken aus. Man könnte die meisten Formen des älteren triadische Denken in ihrer Produktorientierung als strukturalistisch bezeichnen. Es reflektierte sich jedenfalls nicht explizit selbst als Denkprozeß, es ist selten systematisch selbstreferentiell ausgebaut.
Eine entscheidende Innovation neuerer triadischer Konzepte ist, daß sie das triadische Denkmodell auf das triadische Denken selbstreferentiell anwenden. Es klärt die Programme triadischen Denkens mit triadischen Modellen und Methoden.
Wichtige Metamodelle sind die Standardsystemtriade und das Metamodell von Basistriade und Triadentrias. Die planmäßige Verknüpfung von Triaden zu Triadentrias sucht man bei den Vorläufern des NTD vergeblich. Es bleibt bei vereinzelten Versuchen. Das NTD besiedelt die Denkräume mit einem Netz von Triaden - und anderen Modellen und Daten.

ntdfaqs, id142, letzte Änderung: 2021-10-25 17:32:44

© 2023 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke